Mach! Mehr! Fehler!

Vom Umgang mit Fehlern und wie du diese konstruktiv nutzen kannst…

„Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“ (Dietrich Bonhoeffer)

Wir alle lernen sehr früh in der Schule:

Mache ich wenig Fehler, kriege ich eine gute Note.

Mache ich viele Fehler, kriege ich eine schlechte Note.

Also müssen Fehler etwas Schlechtes sein…

Und das prägt sich natürlich ein… Und die meisten von uns versuchen dann – mehr oder weniger krampfhaft – möglichst keine Fehler zu machen…

Aber wie sang die Gruppe «Human League» in den 80er Jahren so schön:

«I’m only human – born to make mistakes…» Es ist einfach nicht möglich, keine Fehler zu machen und es zu versuchen, ist sehr stressig…

In diesem Blog-Artikel möchte ich dir für einmal die positiven Aspekte von Fehlern aufzeigen.

Anmerkung: «Fehler» ist ein grosser Überbegriff für alle möglichen Sachen… Es gibt kleinere und grössere Fehler, solche mit keinen Konsequenzen, solche mit lebenslangen Konsequenzen… Situationen in welchen es weniger tragisch ist einen Fehler zu machen und Situationen, in welchen ein Fehler gravierende Folgen hat… (z.B. wenn ein Arzt ein falsches Bein amputiert)

Obwohl viele Punkte auch auf andere Lebensbereiche angewendet werden können, geht es in diesem Beitrag vor allem um Fehler beim Musik machen. Und selbst beim Musik machen gibt es Situationen mit ganz unterschiedlicher Fehlertoleranz (Prüfung, Fernsehauftritt, privater Auftritt, Übungssituation, Unterricht usw.) und ganz unterschiedlichen Schweregraden von Fehlern. Ich möchte dich vor allem bei Situationen mit grosser Fehlertoleranz dazu einladen mutiger zu sein, mit dem Risiko mehr Fehler zu machen. Und bei Situationen, bei welchen die Fehlertoleranz kleiner ist (z.B. Prüfung, wichtiger Auftritt), zu lernen gut auf Fehler zu reagieren.  

Ich stehe unterdessen seit über 30 Jahren auf der Bühne. Meine vielen Auftritte waren das beste Training im Umgang mit Fehlern. Am Anfang habe ich noch mit perfektionistischer Ader versucht, Fehler um jeden Preis zu vermeiden. Auf der Bühne kommt ja noch erschwerend dazu, dass dir jeder dabei zuschaut, wenn du einen Fehler machst…

Irgendwann habe ich dann realisiert, dass trotz aller Anstrengung praktisch bei jedem Auftritt irgendetwas Unvorhergesehenes passiert. Und wenn MIR mal kein Fehler passiert ist, dann ist einem Mitmusiker von mir ein Fehler unterlaufen, auf den ich reagieren musste. Oder tontechnisch ging etwas schief. Oder im Publikum ist etwas vorgefallen… Irgendetwas war einfach immer.

Also habe ich plötzlich begriffen: es geht NICHT darum Fehler zu vermeiden. Denn die passieren sowieso. Sondern es geht darum, möglichst gut auf Fehler zu reagieren und das Beste daraus zu machen.

Und hier kriegst du nun zusammengefasst meine wichtigsten «Learnings», die ich in den letzten Jahren zum Thema «Fehler machen» mitnehmen durfte:

1) Es beginnt – wie meistens – zwischen deinen Ohren!

Heute nennt man das ja so schön «Mindset»: Überdenke deine Einstellung zu Fehlern. Wie denkst du über Fehler? Was denkst du, wenn DU einen Fehler machst? Was denkst du, wenn andere einen Fehler machen? Weshalb denkst du so? Was hast du alles aus deinen Fehlern schon gelernt? Frage dich mal: was ist das Schlimmste, was dir passieren kann, wenn du einen Fehler machst? (z.B. bei einem Auftritt) Denke das mal wirklich zu Ende…

Und hier noch ein Tipp, falls du unterrichtest: wenn DU entspannt mit dem Thema «Fehler machen» umgehst, spüren das auch deine Schüler. So bietest du ihnen einen Rahmen, in welchem sie freier lernen können.

Ganz nach dem Motto: «Du bist gescheitert? Glückwunsch! Das heisst, du hast etwas versucht.»

Wenn ein Gesangsschüler eine Note nicht getroffen hat und es ihm offensichtlich sehr unangenehm ist, sage ich manchmal: „Es gibt keine falschen Töne, es gibt nur solche die nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind…“

2) Du machst weniger Fehler, wenn du dir erlaubst Fehler zu machen!

Wenn du dich unter Druck setzt, dass du keine Fehler machen darfst, führt genau dieser Druck dazu, dass du mehr Fehler machst!

«Je entspannter, desto Erfolg!»

«Das Geheimnis für Erfolg heisst nicht gut sein und leisten, sondern in der eigenen Kraft zu stehen und zu geniessen, was man tut…»

3) Es ist viel wichtiger, WIE du mit Fehlern umgehst, als dass du versuchst sie um jeden Preis versucht zu vermeiden.

Sie passieren sowieso…

Ich gehe mit der folgenden Einstellung an Auftritte:

«Ich gebe mein Bestes. Falls mir oder jemand anderem ein Fehler passiert, bin ich kreativ genug etwas Gutes daraus zu machen.»

Ich sitze ab und zu in Jurys von Gesangswettbewerben. Wenn da jemand einen Fehler macht, aber sich gut aus der Sache retten kann, gibt das von mir nie einen Abzug. Im Gegenteil.

Eine super Übung, um zu lernen spontan auf unbekannte Situationen zu reagieren, ist übrigens Improvisieren. Falls du nun denkst: «Uh nein, Improvisieren mag ich gar nicht!» Dann könnte es ein super Training für dich sein… 😉

4) Die meisten Fehler werden gar nicht bemerkt vom Publikum!!!

Es ist wirklich erstaunlich, was alles passieren kann, ohne dass das Publikum es merkt. Vorausgesetzt du reagierst gut und zeigst den Fehler nicht an. Fehler anzeigen heisst: man sieht es deiner Reaktion an (Gesicht, Körper, verbal…) Das gilt übrigens auch für Fehler deiner Mitmusiker!

«Don’t shoot your piano player!»

In diesem Zusammenhang können wir viel von Zauberkünstlern lernen! Was machen Zauberer, wenn sie ihre Tricks machen? Sie arbeiten mit Ablenkung, grossen Gesten und lenken deine Aufmerksamkeit woanders hin, so dass gu gar nicht bemerkst, wenn sie einen Trick vorbereiten. Diesen Trick kannst du mit etwas Training ebenfalls anwenden. Sei ein Zauberkünstler!

Sollte dein Fehler in die Kategorie «Absolut unüberhörbarer, riesiger Patzer» gehören, den du nicht überspielen kannst, hilft meistens ein entwaffnendes Lachen und je nach Situation ein witziger Spruch dazu…

5) Sei gut vorbereitet!

Falls du nun denkst: «Ah super, Fehler machen ist gut! Dann muss ich mich ja nicht mehr vorbereiten…», dann muss ich dich leider enttäuschen. So ist es nicht gemeint… Im Gegenteil: je besser du vorbereitet bist, je mehr alles automatisiert ist, desto souveräner kannst du auf Fehler reagieren, weil deine Sicherheit mehr Platz für Unvorhergesehenes lässt.

6) Benenne «Fehler» um in «Lernerfahrung»

Ich finde schon nur das Wort «Fehler» hat bereits einen negativen Beigeschmack. Wie wäre es, wenn du das Wort «Fehler» für dich mit «Lernerfahrung» ersetzen würdest? Nächstes Mal gehst du zu deinem Chef und sagst: «Herr Meier, ich habe da gerade eine riesige Lernerfahrung gemacht…» 😉

Dass das aber nicht komplett aus der Luft gegriffen ist, zeigt die Hypothekarbank Lenzburg. Diese arbeitet mit der Uni ZH an der Softwareentwicklung. Sie feiern erfolgreiche Thesen, sie feiern auch gescheiterte Thesen und nennen das dann tatsächlich „POSITIVES LERNERGEBNIS“, weil sie einen Weg herausgefunden haben, wie es NICHT funktioniert.

Diese Einstellung vertrat übrigens auch der Erfinder der Glühbirne, Thomas Edison. In einer legendär gewordenen Episode fragt ein Mann den Erfinder, was für ein Gefühl es denn sei, in seinem Bemühen um die Herstellung einer elektrischen Glühbirne so oft versagt zu haben. Edison erwidert, er habe überhaupt nicht versagt, sondern erfolgreich Tausende von Arten entdeckt, auf die Glühbirnen NICHT herzustellen seien.

Und auch zwei weitere erfolgreiche Geschäftsriesen haben Zitate von sich gegeben, welche in diese Richtung zielen:

Thomas J. Watson Gründer der riesigen Software-Firma IBM, hat gesagt: „Wer Erfolg haben will, muss die Anzahl seiner Fehler verdoppeln.“

«Misserfolg ist lediglich eine Gelegenheit, mit neuen Ansichten noch einmal anzufangen.». (Henry Ford, Gründer der Ford Motor Company)

Anstatt dich nur über einen Fehler aufzuregen, frage dich:

– weshalb ist dieser Fehler passiert?

– was lerne ich daraus?

– wie könnte ich es nächstes Mal besser machen?

7) Perfektion versus Authentizität – Fehler sind menschlich und machen dich sympathisch

Vor vielen Jahren gab es im TV eine Kuppelsendung namens «Swiss Date». Eine weibliche Kandidatin durfte 3 potentiellen Kandidaten ihre Fragen stellen. Da kam es immer wieder vor, dass einer der drei Männer vor Nervosität sich verhaspelte. Das Spannende war, dass die Frau – fast immer – am Schluss DEN Kandidaten auswählte, der sich verhaspelt hat. Ich behaupte: Nicht OBWOHL er sich verhaspelt hat, sondern WEIL er sich verhaspelt hat. Denn Fehler machen sympathisch und menschlich. Zeig dich bei deinem nächsten Date also nicht nur von deiner Schokoladenseite, sondern zeige auch deine kleinen Schwächen, das macht dich definitiv sympathischer und authentischer.

Und die meisten Menschen lieben authentische Menschen…

Verlassen wir mal das Dating-Thema und kehren zurück zur Musik:

Du hast zur Auswahl: Ein technisch perfekt gesungenes Stück, allerdings ohne Emotion, ohne Ecken und Kanten. Oder ein mit viel Herzblut vorgetragenes Stück, mit ein paar kleinen Unperfektheiten. Für welches entscheidest du dich?

Ich persönlich finde: zu viel Perfektion ist einfach langweilig (sei das in der Musik, sei das beim Thema Schönheit, bei Fotos usw.)

Wenn ich mich zwischen Authentizität und Perfektion entscheiden muss, ist meine Wahl sehr klar…

Und auch Beethoven hat das offenbar schon so gesehen…

„Eine falsche Note zu spielen ist unwichtig, aber ohne Leidenschaft zu spielen ist unverzeihlich“ (Beethoven)

8) «Schönheitsfehler» sind ein «Alleinstellungsmerkmal»

Heute sprechen im Marketing alle von «USP», was die Abkürzung für «Unique Selling Point» ist. Man könnte das mit «Alleinstellungsmerkmal» übersetzen, also etwas was dich von der Konkurrenz unterscheidet und dich einzigartig macht.

Beispiel: Die teuersten Briefmarken sind Fehldrucke… Sie sind anders als alle anderen, deshalb sind sie seltener und damit wertvoller…

Falls du also einen speziellen Schönheitsfehler hast, sei das optischer, charakterlicher oder musikalischer Natur: Feiere ihn, anstatt ihn zu verstecken.

(Falls du die Geschichte vom Leberfleck von Supermodel Cindy Crawford noch nicht kennst, google diese mal…)

9) Fehler sorgen für Lacher

Warum schauen Menschen so gerne «Pleiten, Pech und Pannen»?… Weil Menschen gerne über andere Menschen lachen und weil es gut tut zu sehen, dass andere auch tollpatschig sind wie ich, oder vielleicht sogar noch tollpatschiger… Sprich: dass andere Menschen auch Fehler machen wie du und ich…

Fehler sorgen also für Lacher, sorgen für gute Stimmung und können das Eis brechen…

10) Fehler sorgen für eine amüsante Erinnerung

Wenn etwas passiert, kann man darüber lachen… (Manchmal allerdings erst etwas später…), man hat eine Story zu erzählen, die anderen haben eine Story zu erzählen… Sie machen deinen Auftritt und dich unvergesslich…

Bedingung ist, dass du über dich selbst lachen kannst… (diese Eigenschaft macht das Leben allgemein einfacher…) 😉

Tipp: Schau dir auf Youtube unter dem Suchbegriff „Singers forgetting lyrics“ mal Videos mit Texthängern von berühmten Sängern an…

11) Schau das grosse Ganze an, setze alles in Relation

Beim Auftritt selber: Worauf lege ich den Fokus? Auf den EINEN Fehler der mir passiert ist, oder auf das grosse Ganze? (Wie viele tausend Töne hast du gesungen und wie viele waren davon nicht gut?…)

Wenn du dich über einen Fehler ärgerst, setze diesen Fehler, diesen Auftritt auch mal im Verhältnis zu deinem ganzen Leben. Wie wichtig ist er dann noch? Wie wichtig wird er für dich auf deinem Sterbebett noch sein?

Wie wichtig ist er im Verhältnis zur ganzen Welt?

Tipp: Beame dich raus ins Weltall… Schau aus der Vogelperspektive von oben herab auf die Weltkugel, auf die Erdteile, auf die Länder, die Städte, die Konzertsituation…

12) Fehlertoleranz des Auftrittes bewusst machen

Jede Situation hat eine sogenannte Fehlertoleranz. Ein Herzchirurg sollte bei seiner Arbeit am offenen Herzen beispielsweise eine sehr geringe Fehlertoleranz haben.

Oft hilft es, wenn du dir die Fehlertoleranz deines Auftrittes bewusst machst: Wie wichtig ist dieser Auftritt objektiv betrachtet?… Wie schlimm ist es wirklich, wenn ich einen Fehler mache? Wird er gerade live im TV übertragen oder ist es „nur“ das Geburtstagsfest meiner Cousine?… Nimm dabei deinen Auftritt ernst, gib dein Bestes, aber nimm dich dabei auch selber nicht zuuu wichtig… (siehe auch Punkt 11) (P.S. Das ist auch abgesehen von der Bühne eine Eigenschaft, die das Leben viel entspannter macht…) 😉

13) Ist dein Fokus nur auf dich gerichtet oder auf dein Publikum?

Richtest du bei deinem Auftritt deinen Fokus nur auf dich? «Hoffentlich vergesse ICH den Text nicht, hoffentlich mache ICH keine Fehler, hoffentlich finden sie mich und mein Konzert gut…» usw.

Oder richtest du deinen Fokus auch auf dein Publikum? «Ich schenke meinem Publikum schöne Musik, ich möchte meinem Publikum einen schönen Abend bereiten, ich stelle mich in den Dienst der Musik…» usw.

Auch diese Sichtweise kann viel Entspannung bringen…

Leave your ego, play the music, love the people. (Luther Allison, Blues-Gitarrist)

Ich sehe die Musik als spirituelle Kraft. Sie ist das Wasser, ich bin der Schlauch und die Zuhörer sind die Blumen. (Carlos Santana)

14) Wenn du dir selber erlaubst Fehler zu machen, wirst du in deinem Leben mutiger in Aktion treten, mehr probieren und deshalb mehr erreichen

Aus lauter Angst etwas falsch zu machen, machen viele Menschen dann gar nichts. (Sei das aufzutreten, eine CD aufzunehmen, ein Buch zu schreiben, ein Geschäft zu gründen, sich für einen Job zu bewerben, eine Frau anzusprechen usw.)

Die Angst vor Fehlern kann dich also hindern loszugehen, etwas auszuprobieren, etwas zu riskieren… Das innere Programm sagt: «Wenn ich nichts mache, kann ich auch nichts falsch machen…»

Du machst dann zwar wahrscheinlich weniger Fehler, aber du lernst und erlebst so auch weniger…

15) Schau hinter die Bühne

Woher kommt eigentlich unsere Angst vor Fehlern? Wenn man etwas hinter die Bühne schaut, steckt dahinter meistens eine gut getarnte Angst, dass du nicht mehr geliebt wirst, wenn du etwas falsch machst. Der Glaubenssatz, dass du nur geliebt wirst, wenn du «gut» bist. Liebe gegen Leistung…

Wenn du mit dir sehr hart ins Gericht gehst, wenn du einen Fehler machst, weil deine Ansprüche an dich gnadenlos hoch sind, hat das meistens auch mit dem erstgenannten Thema zu tun.

Diese Ängste und Glaubenssätze sind natürlich je nach persönlicher Lebensgeschichte, Erziehung und auch der Gesellschaft, in welcher du aufgewachsen bist, unterschiedlich stark ausgeprägt.

Robbie Williams singt in seinem Song «Love my life» so schön: «I am not my mistakes…» Ich finde diese Unterscheidung so schön. Ich MACHE als Mensch zwar Fehler, aber ich BIN NICHT meine Fehler. Je mehr Selbstakzeptanz du im Laufe deines Lebens lernst, desto besser wirst du mit Fehlern umgehen können.

BE REAL – NOT PERFECT!

16) Probier Neues!

Die vielzitierte «Komfortzone» ist etwas, was du trainieren – sprich erweitern – kannst. Je häufiger du Neues und Unbekanntes wagst und dabei die Erfahrung machst: «Hey, es bringt mich nicht um!», desto grösser wird dein Mut weitere Sachen zu probieren. Probiere eine neue Sportart aus, in welchem du eine komplette Anfängerin bist. Sprich einen sympathischen Menschen in einem Café an. Geh an Orte, an welchen du noch nie warst. Probiere ein neues Instrument. Oder einen neuen Musikstil. Sei immer wieder Anfänger!

Was möchtest du eigentlich schon lange machen, hast dich bisher aber einfach noch nicht getraut?… Dann ist dieser Artikel jetzt das Zeichen, dass du es wagen sollst! 😉

Challenge: Sammle an einem Tag so viele «Körbe» (Absagen) wie nur möglich…

17) Last but not least: Fehler sind eine grosse Quelle der Kreativität!!!

Aus Fehlern kann so viel Neues entstehen!!!

Vielleicht kommt dir gerade selber ein Beispiel in den Sinn, wo du aus einem «Fehler» etwas Neues geschaffen hast?…

Dass Udo Jürgens am Ende seiner Konzerte jeweils im Bademantel auf die Bühne kam, wurde richtiggehend zu seinem Markenzeichen. Auch so etwas ist aus einem «Fehler» entstanden. (Kennst du die Geschichte dazu?)

Ich leite in Arosa jedes Jahr drei einwöchige Gesangsworkshops. Im Kurs «Fit für die Bühne» mache ich jeweils ein sogenanntes Fehlertraining mit meinen Teilnehmenden. Die Sänger performen ihren Song und müssen dabei auf einen ihnen unbekannten Faktor souverän reagieren. Beispiel: ein schneller Song ist plötzlich sehr langsam. Oder ein langsamer Song plötzlich unerwartet schnell. Ein Song ist plötzlich in einer anderen Tonart, sei das viel zu hoch oder viel zu tief. Oder das Mikrofon steigt plötzlich aus usw. Also alles Situationen, die tatsächlich passieren können… Ich staune jedes Jahr wieder aufs Neue, was sich daraus jeweils für spannende Sachen ergeben. Komplett neue, spannende Versionen, auf die man sonst gar nicht gekommen wäre. Schon mehr als einmal ist es vorgekommen. dass jemand danach etwas aus dieser Übung mitgenommen hat. (andere Tonart, anderes Tempo usw.) Fehler führen dich also auch an Orte, die du dir von dir aus nicht ausgesucht hätten… Und plötzlich lernst du neue Orte kennen, die dir gefallen…

Dazu möchte ich dir zum Abschluss zwei Zitate mitgeben, die mich schon viele Jahre begleiten.

« If you can’t fight it – feature it »

«If you stumble, make it part of the dance! »

Und nun wünsche ich dir viel Spass beim Fehler machen, äh, beim Lernerfahrungen sammeln!